148 Jahre Tradition in Bilderrahmen in Grabow
1866-2014

Th. Heinsius Goldleistenfabrik
VEB Goldleistenfabrik
VEB Plast- und Holzverarbeitung
Th. Heinsius Goldleisten GmbH
Th. Heinsius + M. Lampert Goldleistenmanufaktur GmbH + Co. KG

Grabow im Juli 2014.

Nach nunmehr 148 Jahren geht eine lange Grabower Handwerkstradition, die Herstellung handveredelter Bilderrahmen und Leisten, zu Ende. Am 31. Juli 2014 hat die Th. Heinsius + M. Lampert Goldleistenmanufaktur in der Berliner Straße 40a das letzte Mal für Ihre Kunden geöffnet. Trotz aller Bemühungen und erster kleiner Erfolge in den Jahren 2010 und 2011 konnte sich das Unternehmen mit seinen Qualitätsprodukten nicht mehr gegen aktuelle Trends wie den Hang zu Schnelllebigkeit und Billigprodukten entgegen stellen.

Grabow im Juni 1866.

Der Glasermeister Theodor Heinsius legt mit der Anschaffung einer Grundiermaschine die Basis für ein rasch wachsendes Geschäftsfeld, die Herstellung von Holzleisten für Bilderrahmen. Aus rohem Holz wird den Leisten durch das Kehlen ihre Form gegeben. Ein aufzutragender Kreidegrund bildet anschließend die Basis für Farbgebung und Vergoldung. Die Kenntnisse dafür eignete sich der seit 1857 in Grabow als Glasermeister ansässige Theodor Heinsius zuvor in einem Kursus in Berlin an.

Baumstämme wurden über die an das Grundstück grenzende Elde angeliefert, fertige Bilderrahmen und Leisten verließen auf der anderen Seite die Fabrik. Sägen, Kehlen, Grundieren, Vergolden - der komplette Herstellungsprozess für Barock- und andere Rahmen und Leisten des ausgehenden 19. und angehenden 20. Jahrhunderts fand in Grabow statt. über 100 Mitarbeiter waren am Standort dauerhaft beschäftigt, das Unternehmen am Steindamm 45 seit 1894 in zweiter Generation durch die Brüder Carl und Albert Heinsius geführt.


In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts erlebte die Firma Th. Heinsius ihren Höhepunkt und größte Ausdehnung. Sie war zu einem der größten Leistenhersteller in Deutschland gewachsen. Geliefert wurde ins In- und Ausland.

Durch die beiden Weltkriege und die damit verbundenen Nöte - unter anderem mussten "kriegswichtige Güter“ anstelle von Bilderrahmen hergestellt werden - wurden das Unternehmen, seine Mitarbeiter und seine Geschäftstätigkeit in starke Mitleidenschaft gezogen. Wenige Monate nach Einmarsch der Roten Armee 1945 in Grabow verlor die Goldleistenfabrik zudem ihren Leiter Dr. Walter Heinsius, der seit dem Tod seines Bruders Theodor seit 1944 das Unternehmen allein führte. Er wurde als „Kapitalist“ verhaftet und starb 1946 im Lager Fünfeichen bei Neubrandenburg. Der Betrieb wurde durch seine Frau Dr. Dorothea Heinsius und dem Prokuristen Robert Markwardt weitergeführt.

1953 wurde die Firma enteignet und bestand in der DDR als „VEB Goldleistenfabrik“, später als "VEB Plast- und Holzverarbeitung" bis 1990 weiter. Nun wurden auch Kunststoffleisten hergestellt, die hochwertigeren Produkte wurden als „Devisenbringer“ in den Westen verkauft. Mit der Wiedervereinigung war das Fortführen der Geschäfte nur mit einem Kooperationspartner möglich, der Wiederaufstieg misslang jedoch aufgrund der schwierigen Marktsituation. Ende 1995 wurde der Betrieb eingestellt.

Die Grabower Goldleistenfabrik um 1920 nach einer Zeichnung von G. Schütz

Doch die Herstellung von Bilderrahmen und –leisten wurde fortgeführt. Die Vergolderin Monika Lampert machte sich selbständig und richtete sich mit Zustimmung des Eigentümers auf dem alten Gelände eine Werkstatt ein. 1999 gründeten sie und Prof. Dr. Theodor Heinsius (Sohn von Dr. Walter Heinsius), der seiner Heimatstadt Grabow über Jahrzehnte hinweg immer verbunden blieb, mit der Firma Th. Heinsius + M. Lampert Goldleistenmanufaktur GmbH + Co. KG ein neues Unternehmen.

Neue Räume wurden in der Berliner Straße 40a gefunden, wo das Unternehmen bis zuletzt ansässig war. Nach dem Tod von Prof. Dr. Theodor Heinsius stieg sein Sohn Stephan Heinsius im Jahr 2009 neben Monika Lampert in die Geschäftsführung ein. Der studierte Diplom-Informatiker brachte über Partnerunternehmen das Internet mit, der Vertrieb wurde neu aufgebaut, das Händlernetz in ganz Deutschland sukzessive erweitert, auch international waren grabower Rahmen nun via Online-Einrahmung im Internet erhältlich.

Anlässlich des 145-jährigen Jubiläums der „Tradition in Bilderrahmen“ im Juni 2011 wurde eine neue Rahmenleisten-Kollektion auf den Markt gebracht, entwickelt für einen Kundenkreis, der modernen Wohntrends folgt und dabei das Besondere sucht.

Trotz aller Bemühungen konnte sich das kleine Unternehmen jedoch nicht gegen sich inzwischen global entwickelte Trends durchsetzen. In Zeiten von Digitalkamera, Smartphone und sozialen Netzwerken ist die klassische Einrahmung von Bildern immer weniger bei den Endkunden gefragt. Nicht zuletzt auch dadurch, dass in einer immer schnelllebiger gewordenen Welt der Sinn für Qualität in diesem Sektor aus dem Bewusstsein verschwindet. Die verbliebene Nachfrage verlangt immer mehr nach Billigprodukten.

Im diesem schwierigen Marktumfeld konnte das Umsatzwachstum, das für einen dauerhaft wirtschaftlichen Betrieb notwendig gewesen wäre, nicht erreicht werden. Ein Großteil der Produktionsressourcen konnte jedoch an die Glaserei Schütt in Eldena (Tel. 038755-20224) übergeben werden. Somit sind dort die Produkte der Th. Heinsius + M. Lampert Goldleistenmanufaktur GmbH + Co. KG ab August 2014 weiterhin erhältlich.

Musterwinkel in den Räumen in der Berliner Straße

Monika Lampert und Stephan Heinsius


Musterstücke der Kollektion "Aurelia"

Über die Portale astroframing.com und fotolayout.de wurden grabower Rahmen im Internet angeboten

Die Profile 323 und 381 wurden zwischen 2009 und 2014 am meisten verkauft

Die Kollektion "Eclipse-Line" wurde im Jahr 2011 auf den Markt gebracht

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Gestaltung:
Stephan Heinsius,
D-63303 Dreieich
29.08.2014